46 Jahre FMC „Friends of S.F.B. Morse Club“
Ein Rückblick von Werner Hennig, DF5DD
Am 24.09.1976 wurde der Freundeskreis „Friends of S.F.B. Morse Club“ (FMC) gegründet von den Mitgliedern des DARC Ortsverbandes Rüthen O37, Initiatoren waren Fritz Bach DJ6QM und Dr. Karl Rüggeberg DJ4FP. Die 10 OV-Mitglieder waren die ersten 10 FMC-Mitglieder, öffentlich trat der FMC so gut wie nie in Erscheinung. Die Aktivitäten spielten sich nur auf den Bändern ab, einmal monatlich traf man sich in einer urigen Dorfkneipe in Oestereiden im Sauerland. Erst 1981 öffnete sich der FMC etwas und DF5DD wurde mit der Mitgliedsnummer 11 offiziell aufgenommen, zuvor hatte er schon rund 3 Jahre lang alle OV-Abende als Gast besucht. Mit der Nummer 12 folgte Ralf DL7DO aus Berlin und mit der Nummer 13 Jürgen DJ4EY aus Warstein. Es waren also strenge Sitten in diesem etwas elitären Ortsverband, nur aktive Telegrafisten wurden akzeptiert.
Das Rufzeichen DL0AF war als Klubcall des FMC täglich auf den Bändern zu hören. So wurden bald andere CW-OP aufmerksam und manch einer fand den Weg ins Sauerland zu diesem speziellen CW-Ortsverband, man wollte diese CW-Hardliner doch einmal persönlich kennenlernen. Zu diesen Besuchern zählten u.a. DL7DO, DL6MK, DL1PM, DL3ZI, DL9SJ, DJ4EY, DJ6PC, DF5DD und manche andere.
Der FMC sollte kein Verein mit Satzung und Vorstand werden sondern ein Freundeskreis mit Gleichgesinnten, eine Vereinsverwaltung in heutigem Sinne gab es bei DJ6QM nicht. Einzige Voraussetzung war die bedingungslose Zustimmung zur Telegrafie. Das galt übrigens auch für alle Besucher bei den OV-Abenden, Sprechfunker waren dort nicht erwünscht.
Der FMC sollte also ein kleiner Freundeskreis sein. Fritz beschloss daher, der FMC solle maximal 30 Mitglieder haben. Diese Zahl war aber bereits 1982 erreicht und so ersann DJ6QM folgenden Trick: An die Mitgliedsnummer 30 wurden die Buchstaben a bis z angehängt und so konnte die Anzahl der Mitglieder um 26 auf maximal 56 erhöht werden. Auch das reichte bald nicht mehr aus, nun gründete DJ6QM einen „Slow Speed Club SSC“ und einen „Very Slow Speed Club VSSC“, hierhin konnten nun weitere Interessierte ausgelagert werden. Das war eine interessante und spannende Zeit.
DJ6QM konnte gut zeichnen, für die damaligen Mitglieder entstanden die so genannten WANTED-QSL-Karten. 1984 entstand der Morsekatechismus, zuerst als Loseblattsammlung. Die Sprüche des Morsekatechismus entstanden während mancher QSOs zwischen Fritz DJ6QM und Ben Kuppert DF8ZH, DF5DD schrieb die Texte und DJ6QM verzierte diese noch durch Malerei. Die fertigen Blätter wurden dann durch DF5DD kopiert und verbreitet. Später stellte uns Siegfried Anderle DL1DAZ gedruckte farbige Broschüren kostenlos zur Verfügung, auch farbige FMC-Aufkleber kamen aus seinem Betrieb. DJ6QM entwarf ebenfalls alle damaligen Diplome der AGCW-DL und er strahlte auch sehr viele Jahre unter DL0AF die Rundsprüche der AGCW ab. Aus Anlass des zehnjährigen Bestehens wurde das „Morse-Memory-Merit-Award MMMA“ herausgegeben und für besondere Leistungen in Telegrafie kostenfrei verliehen. Zum 200. Geburtstag von S.F.B. Morse wurde erstmals 1991 der „Morse-Memory-Day MMD“ veranstaltet.
Fritz Bach DJ6QM legte die Taste im November 1995 für immer aus der Hand. In diesen rund 20 Jahren hat er unseren FMC geprägt, manchmal aber auch eigenwillige Entscheidungen getroffen. Manch ein Mitglied wurde in den Jahren aus nicht nachvollziehbaren Gründen aus der Mitgliederliste gestrichen. So war z. B. auch ich mal in Ungnade gefallen, ich hatte mich erdreistet und hatte mich außer CW auch mal mit RTTY beschäftigt, so etwas war in seinen Augen „Prothesenfunk“. So war das damals, das entschied Fritz ganz alleine.
Da Fritz DJ6QM von Beginn an den FMC ganz allein leitete, entstand nach seinem Ableben zunächst ein Vakuum. Er hinterließ uns jedoch ein Vermächtnis: Die idealen Ziele des Amateurfunks, so wie er sie immer propagiert hatte. Dieses Vermächtnis war es wert, erhalten zu bleiben und so gab es ab Mai 1996 einen regen Gedankenaustausch zwischen DL7DO, DL1ZQ, DF5DD und anderen mit dem Ziel, den FMC weiter zu führen. DL7DO entwickelte ein „Internes Statut“, das die notwendigen Regularien beschreibt, quasi eine Art Satzung. Man kam überein, dass der FMC nicht mehr durch eine einzelne Person sondern durch ein Triumvirat geführt werden soll, damit es nicht wieder zu einsamen Entscheidungen kommen kann.
Leider waren nach dem Tod von DJ6QM kaum schriftliche Unterlagen aus den Anfangsjahren des FMC vorhanden. Eines der wenigen aktuellen Dokumente aus dieser Zeit war eine Mitgliederliste von 1994, die hierin aufgeführten Mitglieder wurden angeschrieben und zu einem ersten Mitgliedertreffen in der Geschichte des FMC eingeladen. Von rund 40 deutschen Mitgliedern kamen mehr als ein Drittel, die übrigen hatten zuvor ihre Zustimmung zum Fortbestand des FMC bekundet. Die Versammlung verabschiedete das vorgelegte Interne Statut und bestellte Ralf DL7DO als Ordensmeister, unterstützt von Werner DF5DD als Großmeister, Hans DL1ZQ als Altbruder strahlte die Rundsprüche ab. Die Leitung des FMC obliegt dem „Triumvirat“, die Aufgaben teilen sich der Ordensmeister, der Großmeister und der Altbruder, das entspricht in etwa einem Vorsitzenden, einem stellvertretenden Vorsitzenden und einem Schriftführer.
In den Folgejahren wurde eine neue Vereinsstruktur mit Mitgliederverwaltung eingerichtet, wir wollten aber kein Verein im üblichen Sinne mit Satzung und Vorstand werden. Alle Mitglieder bekamen neue Mitgliedsurkunden, monatliche Rundsprüche berichteten aus dem Vereinsleben. Das Morse-Memory-Merit-Award wurde wieder aktiviert, am 27. April wurde in jedem Jahr ein Morse-Memory-Day veranstaltet. 1996 beantragten wir das Klubrufzeichen DL0FMC und wir erhielten den Sonder-DOK „FMC“.
Jeweils im Oktober findet in Erwitte in Westfalen eine Mitgliederversammlung statt, ebenfalls beim jährlichen CW-Wochenende in Erbenhausen in der Rhön im April. Jeweils am 2. Sonntag im Monat wird ein QTC abgestrahlt ab 9:00 Uhr Ortszeit auf 3552 kHz, an den übrigen Sonntagen ist zur gleichen Zeit ein lockeres FMC-Net, in das sich natürlich jeder andere OP reinmelden kann, um evtl. eine QSL-Karte mit dem Sonder-DOK „FMC“ zu erhalten oder um für das Diplom zu arbeiten.. Aus Anlass des 220. Geburtstages von S.F.B. Morse im Jahr 2011 erhielt der FMC ein Sonder-Rufzeichen DA2MORSE und den Sonder-DOK „MORSE“ für den Zeitraum 01.01. bis 31.12.2011, dabei kamen rund 15.000 QSOs in die Logbücher.
Nach 6 Jahren trat DL7DO 2002 aus Altersgründen als Ordensmeister zurück, als Nachfolger konnten wir spontan Karlfried DL2DAB gewinnen. Gleichzeitig gab Hans DL1ZQ seine Aufgabe als Altbruder aus Altersgründen auf. Aus verschiedenen Gründen konnte DL2DAB diese Aufgabe jedoch nicht erfüllen und 2003 übernahm dann Werner DF5DD die Aufgabe als Ordensmeister. Rosel DL2FCA übernahm den Posten als Großmeister und Heinz DF4BV übernahm als Altbruder u.a. die Abstrahlung der Rundsprüche und die Net-Leitung.
Dieses Team aus DF5DD, DL2FCA und DF4BV arbeitete viele Jahre lang vorzüglich zusammen. Leider gab es dann 2009 eine Änderung, Rosel musste sich aus familiären Gründen von dem Team verabschieden, ihr Nachfolger wurde Jürgen DJ4EY. Auch dieses Team arbeitete nun 9 Jahre lang toll zusammen bis 2018.
Das Alter fordert mitunter seinen Tribut, aus gesundheitlichen Gründen musste Jürgen 2018 von seinen Aufgaben zurücktreten, die Gesundheit geht vor. So wurde nun der nächste Wechsel in der Vereinsführung bei der Mitgliederversammlung 2018 bekannt gegeben: Neuer Großmeister ist Alfred DJ6PC. Alfred war schon in den Anfangsjahren des FMC so wie auch DF5DD als Gast bei den OV-Abenden des Ortsverbandes Rüthen und somit auch des FMC dabei. Das Triumvirat, also die FMC-Leitung, besteht seit 2018 also aus DF5DD, DJ6PC und DF4BV.
In all den Jahren wurde nie um Mitglieder geworben, Publikationen in Amateurfunk-Zeitschriften waren eher selten und der Mitgliederzuwachs war daher (gewollt) sehr gering. Wer als mögliches Mitglied auf den Bändern in Erscheinung tritt, kann dem Triumvirat vorgeschlagen werden. Die Aufnahme erfolgt in der Regel während eines Jahrestreffens bei einem speziellen Taufzeremoniell. Von den derzeit 52 FMC-Mitgliedern sind übrigens 51 zusätzlich auch in der AGCW-DL und 32 im HSC. Im Jubiläumsjahr 2016 wurde ein Aktivitätswettbewerb veranstaltet, hierzu erhielten wir den Sonder-DOK “40FMC“.
Wenn wir in diesem Jahr 2022 auf 46 Jahre FMC-Geschichte zurückblicken, dann können wir das mit Stolz tun, denn unser FMC hat einiges zur Erhaltung und zur Förderung der Telegrafie beigetragen. Wir sind neben den größeren Telegrafieklubs AGCW-DL und HSC nur eine kleine Gruppe, uns ging es aber früher und auch heute noch um einen kleinen überschaubaren Kreis von CW-Enthusiasten, eben den Freundeskreis S.F.B. Morse Club. Unser 40jähriges Jubiläum wurde beim Herbsttreffen 2016 in Erwitte gefeiert mit Gästen anderer CW-Gruppen. Im Jahr 2019 wurde übrigens die Mitgliederversammlung der AGCW-DL ebenfalls im Hotel Büker in Erwitte abgehalten. Das Jahr 2020 war geprägt durch die weltweite Corona Pandemie, unsere Mitgliederversammlung musste daher ebenso ausfallen wie das gemeinsame CW-Wochenende von AGCW, HSC und FMC. Wir Funkamateure können unsere regelmäßige Kommunikation bequem auf den Bändern durchführen, da kann uns Corona nicht dazwischen funken.
Noch ein Wort zum CW-Wochenende, das von den CW-Gruppen AGCW, HSC und FMC jedes Jahr ausgetragen wird. Dabei hat jeder Verein seine eigene Mitgliederversammlung. Bei aller Eigenständigkeit ist es uns aber ein Anliegen, zusammen mit AGCW und HSC als eine große CW-Gemeinschaft die Belange der Telegrafie nachhaltig zu fördern und zu verbessern.
22.09.2022